Die Frage hinter der Frage
Die Frage hinter der Frage «Erfolgreiche Menschen stellen bessere Fragen, als Resultat bekommen sie bessere Antworten» ist eine Aussage von Anthony Robbins – und bringt uns zur Frage: Was ist denn eine gute Frage? Und falls das geklärt werden kann: Was ist somit eine bessere Frage?
Bei unserer Arbeit hier bei ONEDAY, die im Kern aus dem Stellen von guten, besseren oder den besten Fragen besteht, erleben wir: Je länger und tiefer eine Frage trifft und etwas bewegt, umso transformativer ist die Antwort und Umsetzung der Lösung. Fast so wie im Kraftraum mit dem Reiz für die Muskeln.
Fragen als Ausgangspunkt für Entwicklung
Egal, wie man den Ausgangspunkt oder Zustand von Entwicklung definiert – sei es Thema, Entwicklungswunsch, Problem, Ziel oder Auftrag – wenn es gelingt, die Aspekte in Fragen zu formulieren, dann kann die Erarbeitung einfacher beginnen.
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Notieren Sie sich Ihre Themen, Wünsche, Sorgen oder Ziele. Jetzt. Am besten in Form von Fragen. Ready?
Drei frei erfundene Beispiele, um die Anschaulichkeit und Lesbarkeit unserer Gedanken zu erhöhen:
Beispiel A
«Es ist so viel los in meinem Leben! Wie bekomme ich das alles unter einen Hut? Ich bin so im Stress, dass ich nur noch gereizt bin! Wie kann ich das alles aushalten oder sogar ändern?»
Beispiel B
«Die Welt – und unsere Branche im Speziellen – ist kompliziert, komplex, schnelllebig und von Unsicherheiten geprägt: Sollen wir da wirklich noch eine neue Strategie machen? Bis wir das aufgeschrieben haben, ist doch die Welt schon wieder anders! Es lohnt sich doch heutzutage gar nicht mehr zu planen, oder?»
Beispiel C
«Wie erreiche ich mit meinem neuen Team die neuen Ziele? Wie bekomme ich endlich die Leistung hoch und die Kosten runter? Das ist doch das, was der neue Chef will, oder habe ich das gar nicht richtig verstanden?»
Die Frage beantworten oder die Frage dahinter verstehen? Im klassischen lösungsorientierten Coaching folgt der Gesprächsaufbau einer dreistufigen Logik: Zuhören (Listen) – Auswählen (Select) eines Aspekts der Aussage– Aufbauen (Build).
Beispiel A
«Ich bin so im Stress, dass ich nur noch gereizt bin!» -> Select: «nur noch» -> Aufbau: «Bist du wirklich immer gereizt, oder gibt es ab und zu auch Ausnahmen?»
Beispiel B
«Sollen wir da wirklich eine neue Strategie machen?» -> Select «neue» -> Aufbau: «Was ist denn die alte bisherige Strategie?»
Beispiel C
«Das ist doch das, was der Chef will.» -> Select «Chef» -> Aufbau: «Und was willst Du selbst?»
So weit so gut. Souveräne Gesprächsführung bedeutet also, wir können wählen und damit steuern – und dafür den Teil der Aussage als Baustein erkennen, der einen weiteren Aufbau ermöglicht. Jetzt sind wir wohl bei den guten Fragen angekommen.
Vielleicht stellen wir bessere Fragen, wenn wir uns erlauben, auch Aspekte zu wählen und anzusprechen, die nicht explizit gesagt wurden. Denn eine Ebene hinter der Frage gibt es vielleicht eine Klärung, die viel tiefgreifender und weitreichender ist, als wenn die Antwort auf der erstbesten Frage-Ebene gesucht wird.
Wenn wir uns entscheiden, eine Ebene hinter die Frage zu gehen, könnte dies bei den genannten Beispielen so aussehen:
Beispiel A
Wieviel «los» wäre denn ideal? Oder: wieviel «wenig» hältst du überhaupt aus? Respektive: Was ist für dich ein «erfülltes» Leben, damit du wirklich zufrieden bist?
Beispiel B
Was brauchst du zur Orientierung? Oder: Wie findest du die Energie und Hoffnung, die es braucht, um als Führungskraft die Menschen zu empowern und ihnen die besten Werkzeuge zu geben? Respektive: Wie und wann erholst du dich wirklich, um die Frische und Power für deine VUCA-Welt zu tanken?
Beispiel C
Was braucht es, damit du deinen Chef nochmals fragst, um wirklich zu verstehen, was seine Erwartungen sind? Oder: Was heisst hier «endlich» – was hast du schon alles versucht, und was davon hat funktioniert?
Nun zu Ihnen und Ihren Fragen:
Was ist die Frage dahinter? Was ist Ihre beste und wohlwollendste Hypothese, um was es wirklich geht?
Der «Umweg» zum Kern – und zurück zur Ausgangsfrage
Wenn wir uns bei einer Frage die Freiheit oder vielleicht auch die Frechheit nehmen, nicht sofort auf die Antwort hinzuarbeiten, sondern hinter die Frage zu schauen, stellt sich die Frage, wie lange und wie konsequent wir dieses «Spiel» weitertreiben. Wann ist die Frage tiefgründig genug? Interessanterweise gehen viele Change-Modelle diesen Weg zum Kern und dann wieder zurück: Zum Beispiel die Theorie U, die Wertepyramide und auch die Gewaltfreie Kommunikation macht den «Umweg» über die Bedürfnisse, um zu einer Handlung oder zu einer Bitte zu finden.
Wann sind wir also beim Kern angekommen, um mit dieser neuen Klarheit zur Ur-Frage zurückzukehren (vorausgesetzt, diese ist dann noch relevant) und an der Umsetzung zu arbeiten? Bei ONEDAY verfolgen wir einen pragmatischen Ansatz. Wir fragen unsere Kundin oder unseren Kunden – sie oder er weiss, spürt und entscheidet, wie viel «dahinter» es braucht und verträgt. Denn eine konkrete Antwort auf eine spezifische Frage ist weder besser noch schlechter als beispielsweise eine reflektierte Betrachtung der eigenen Kindheit oder eine schöne Formulierung grosser Lebensfragen.
Und nun zu Ihnen und Ihrer Frage: Was ist jetzt besser, weiter, klarer bei Ihrer Frage vom Anfang des Newsletters? Wollen Sie noch eine Runde drehen, eine Stufe tiefer gehen oder die Frage einfach ganz praktisch beantworten? Wir wünschen Ihnen, dass Sie die Zeit und Ruhe finden (und sich nehmen!), um sich Fragen zu stellen. Und dass Sie den Mut haben, bei Fragen dahinter zu schauen, weiter zu fragen und nicht gleich vorneweg zu antworten. Wir wünschen Ihnen einen bunten Herbst!
Beste Grüsse aus Interlaken
Team ONEDAY
PS: Die Natur macht viel mit dem Menschen: Draussen unterwegs zu sein verändert uns im Unterschied zum drinnen sitzen. Und was bewirkt die Natur bei KI und Roboter? Werden sie auch zu vitaleren Algorithmen und Maschinen, wenn sie draussen sind? Schauen Sie selbst – sehr empfehlenswert: Der wilde Roboter.